Scheue Katze vor Pferden

Eine paradoxe Katze

Fröhliche, gesunde, kreative, tiefe, dem eigenen Begehren entsprechende Weihnacht euch allen!

Wir helfen gerade einer wilden (ausgesetzten?) Katze durch den Winter, und möchte sie an uns gewöhnen – als Hofkatze, die durch ihre Präsenz weniger gern gesehene Nager vertreibt (und möglichst wenige Vögel wegeliminiert). Und so füttern wir sie, und für die kalten Tage haben wir ihr eine Unterkunft eingerichtet, in die sie gerne eingezogen ist.

Sie ist allerdings sehr scheu. Wer weiß was ihr widerfahren ist. Ihr Menschenbild scheint widersprüchlich.

Morgens und abends kommt sie zum Essen. Sie traut sich jeden Tag etwas näher heran, sehr vorsichtig, unsicher.

Was zunächst paradox scheint: je mehr Nähe sie sich zutraut, desto mehr beginnt sie uns anzufauchen. Ich habe nicht viel Ahnung von Katzen, also hat mich das zunächst persönlich betroffen. Ich mag dich doch, Katze, und füttere dich, und biete dir eine Bleibe – warum so aggressiv?

Dann wird es klar: sie ist dabei, mutig ihre Scheu abzulegen. Ihr Vertrauen wächst, aber misstrauische Anteile sind natürlich weiterhin aktiv: ihre schlechten Erfahrungen (seien sie nun genetisch oder biografisch) steuern ihr Verhalten ebenfalls, als Subroutinen. Sie kommt zwei Schritte auf uns zu und weicht einen zurück. Das wirkt allzu menschlich.

Je näher wir uns kommen, desto gefährdeter sind wir – das gilt sowohl für physische als auch für emotionale Nähe. Wir werden häufiger getriggert und aggressive Programme abgespielt. Es scheint paradox, aber so kann Aggression ein Zeichen für Nähe sein, weswegen es sich immer lohnt zu prüfen, ob sie vielleicht nicht persönlich gemeint ist, sondern aus alten Zeiten stammt.


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