Nicht viel, das ist sicher. Den freien Willen, wie er gewöhnlich verstanden werden will, kann es rein konzeptionell nicht geben: die Argumente sind Legion, ich möchte sie hier nicht wiederholen (“Du kannst nicht wollen was du willst”, “Du bist fragmentiert und keine zentral – von welchem Zentrum aus – regierte Einheit”, …). Eventuelle Probleme mit dem Dualismus mögen heute auch ruhen.
Es gibt allerdings 1-4 Grade, deren Möglichkeit der Freiheit1 nicht ohne weiteres vom Tisch zu wischen ist: und diese Freiheiten (deren Enumeration, also ob 1 oder 4 oder 2, lediglich unserem Mathematikbedürfnis entspringt und ansonsten nicht weiter wichtig ist) sind sehr einfach in ihrer Natur, ihre Grade jeweils eindimensional: vor/zurück, an/aus – derlei: die Seele entscheidet hier nicht inhaltlich (“Ich will Schokolade”), sondern generiert lediglich mehr oder weniger Willenskraft, oder lässt los oder auch nicht – dergleichen ist die Natur dieser Freiheitsgrade. Wir finden zunächst diese:
- Die Willenskraft, noch etwas weiter zu gehen.
- Die Willenskraft, noch etwas mehr Schmerz zu ertragen.
- Die [noch nicht existierendes Wort] loszulassen.
- Die [noch nicht existierendes Wort 2] den Weg zu erkennen.
Beispiele, Erklärungen: nehmen wir an, ich sehe einen Weg2, den “ich” “gehen” “muss” (jedes dieser Konzepte ist geladen: bleiben wir also im intuitiven Raum und erklären diesen als okay), und ich (also meine Seele3 “weiß” (im Sinne von Punkt 4), dass es “richtig” (in meinem Sinnes, oder in jenem eines metaphorischen oder realen Gottes) wäre, ihn zu gehen: ich habe mir diesen Weg nicht ausgesucht: er wurde mir zugewiesen4. Die Frage nach dem Inhalt (weil es kein besseres Wort gibt) dieses Weges ist also eine andere: wir schauen hier nur darauf, wie weit, mit welcher Kraft, mit welchem Einsatz der Seele, ich diesen Weg gehe: und es ist dieser Einsatz der Seele, der tatsächlich ein echter Freiheitsgrad sein könnte. Der nicht in konzeptionellem Widerspruch zu bisher bekannten Gesetzen des Universums stünde: denn es könnte just jener nicht-duale Ort der Seele sein, an dem sich die Höhe der Investition entscheidet, ein Ort, an dem Physik und Seele funktional identisch sind, kein Informationserhaltungssatz verletzt wird, keine Information aus einem anderen dualistischen Space magisch in die Welt fließen muss.
Das ist alles für heute. Bald mehr.
- “Freiheit” versteht sich hier immer etwas unscharf als “Möglichkeit der Seele zu einer Aktivität, die aus nichts anderem als aus ihr selbst kommt”, wobei “Seele” das ist, als was immer sie intuitiv verstanden wird: wir definieren hier nicht wild rum: das brächte wie immer nichts ein
- Manchmal nennt man diesen “eigene Wahrheit”, manchmal schlicht (aber arrogant und gefährlich), “Wahrheit”
- Und auch hier verzichten wir auf die Untersuchung, wie “ich” “mich” von “meiner Seele” unterscheide und was dieses Ich, das eine Seele hat, ohne diese wohl wäre
- Irgendwie, von irgendwas oder irgendwem: dem Universum, einem Kollektiv, einem Gott, einer Göttin