Fifi, der niedliche Hund der Familie Schmidt, wedelt mit dem Schwanz, als er sein lecker Fressen bekommt, eine Dose mit dem Besten von Schwein, Huhn und Rind. Fifi hat keine Ahnung, dass er Tiere isst, die teilweise viel intelligenter sind als er, in jedem Fall aber grundsätzlich und oft sehr lange ungeheure Schmerzen erleben, die sein erbärmliches Winseln in den tiefsten Schatten stellen, wenn sein lecker Fressen etwas auf sich warten lässt. Sie werden gefoltert, damit sein Schwanz auch morgen noch munter wedelt.
Wie aber tickt das Ehepaar Schmidt, das Fifi über alles liebt? Offenbar schreibt man ihm Gefühle und Empfindungen zu, mindestens Freude, Schmerz und Angst, oft auch Stolz, Liebe, Eifersucht, Gier, Sehnsucht, seltener Geilheit. Warum füttern sie ihn mit Tieren, die sich in dieser Angelegenheit von ihm kaum unterscheiden? Wie ertragen sie das, wenn sie doch schon seinen traurigen Augen keine 30 Sekunden lang standhalten?
Natürlich genauso wie die Hipsterschwestern Djamila und Sarah beim Kauf ihres neuen iDings zwar scheiße finden, dass für die seltenen Erden Leute umgebracht werden und Kinder in Minen arbeiten, so scheiße aber nun auch wieder nicht.
Jeder Mensch zieht einen (für die meisten Augen, aber nicht meine) unsichtbaren Kreis um sich herum. Wer das Glück hat – ob Mensch, Tier oder (ja!) Gegenstand -, innerhalb des Kreises zu landen, darf sich glücklich schätzen, im Leidensfalle mit Mitgefühl überhäuft und – je nach Nähe zum Zentrum (in dem das Ich jenes Menschen lungert) – erheblichen Engagement unterstützt zu werden.
Wer oder was außerhalb landet, darf gegessen, gequält und ignoriert werden.
Das Budget, das in so manches Meerschweinchen gesteckt wurde, hätte zwei Kindern im Kongo statt mörderischer Arbeit im Kobaltabbau für jene iDinger eine elementare Schulausbildung finanziert. Vielleicht nicht ganz, aber fast.
In ähnlicher Weise haben manche Naturvölker nur ihre lokale Bezugsgruppe (“Stamm” ist ein verbotenes doppelplusunwokes Wort) als Mensch (also als innerhalb des Kreises befindlich) wahrgenommen und den Rest als beliebig verwertbares Material.
Wie kommt man nach innen? Durch Identifikation. Das kann schnell gehen oder lange brauchen. Mit 40.000 verhungernden Kindern identifiziert man sich nicht so einfach wie mit einer Meeresschildkröte, deren individuelles Schicksal man entsprechend aufbereitet im Televisor anschauen kann.
So funktioniert fast alles. Fast. Alles.
Hier sind die Fakten:
- Tiere leiden immens, fast so wie Menschen (die ja auch Tiere sind)
- Je schlimmer sie gehalten werden, desto schlimmer leiden sie
- Das alles steht in keinem Verhältnis zum Schwanzwedeln deines Köters oder dazu, dass ein Kalbfleischdöner etwas leckerer schmeckt als einer aus Saitan